Nach einer etwas längeren internetfreien (Zwangs-)Pause melden wir uns hiermit zurück.
Ende Mai haben wir 9 Tage auf einer Farm in der Nähe der beiden größten schwedischen Seen Vänern und Vättern (bekannt als das Herz Schwedens) verbracht und wurden sprichwörtlich „ins kalte Wasser geworfen“. Die Farmbesitzer waren Anabaptisten bzw. Amische – eine religiöse Gruppe, die sehr bibeltreu lebt, ein einfaches, meist bäuerliches Leben führt und viele technische Errungenschaften ablehnt.
In der Praxis hieß dies auf dieser Farm:
- Es gibt kein Auto, kein Traktor - nur Pferdegespanne.
- Alle essen am Tisch das Gleiche, z.B. zum Frühstück Haferschleim!
- Der Tag (beginnend 6.30Uhr) besteht aus ARBEITEN und ESSEN!
- Es wird versucht selbstversorgend zu leben. Daraus resultiert, dass es jeden Tag Kartoffeln und Rüben gibt, weil diese noch im Überfluss von der letzten Ernte da sind. Käse und Butter wird aus der von Hand gemolkenen Milch hergestellt.
- Die Amish-Männer (so auch Farmer Daniel) tragen Strohhüte und lange Bärte und die Frauen (so auch Farmerin Cecilia) bedecken ihr Haar mit einer Haube und tragen einfache Kleider.
- Duschen mit 5 Grad kalten Wasser ist Normalität (bzw. selten duschen ist Normalität)!
- Radio oder generell „konservierte“ Musik ist unerwünscht!
- Fotografieren ist ebenso nicht erwünscht (abgeleitet von einem biblischen Gebot). So könnt ihr euch Daniel und Cecila ungefähr vorstellen:
Auf der Farm gibt es Arbeitspferde, Kühe, Schweine, Ziegen, Truthähne, Hühner, Katzen und ein Hund.
Im hofeigenem Café wird selbstgebackener Kuchen und Kaffee angeboten und in einem kleinen Laden kann man Ökoprodukte erwerben. Es sieht alles sehr schön und einladend aus – doch der Schein trügt ;-)
Eine absolut mangelnde Kommunikation (die nichts mit sprachlicher Unfähigkeit zu tun hatte) erschwerte uns die Zeit auf der Farm. Weder ordentliche Arbeitsanweisungen noch Informationen zur Farm und dem Tagesablauf oder den Essensriten (Beten vor dem Essen, usw.) waren in den ersten Tagen herauszubekommen. Dies änderte sich auch wenig und so passten wir uns an, lebten so vor uns hin und versuchten dennoch so viel wie möglich Neues zu lernen, denn - ohne Frage - es ist eine spannende Erfahrung heutzutage noch so einen Lebensstil zu erleben.
Unsere Aufgabe war vorwiegend die Essenszubereitung und Brötchen schmieren für Reisegruppen, die den Hof für Exkursionen besuchten. Ansonsten jäteten wir Unkraut, wuschen, trockneten und quetschten Hafer, hackten Holz, ….
Zweimal flüchteten wir in die Zivilisation – einmal mit dem Fahrrad in die 13 km entfernte Stadt (der Bus fährt wochentags nur einmal täglich), um heimlich Süßigkeiten zu kaufen und das andere Mal holte uns Anders (der Sohn der Farmerin auf Orust) für einen Ausflug ab. Selbstverständlich schlugen wir uns in einer Pizzeria den Bauch voll....
Nach 9 Tagen hatten wir genug vom Haferschleim und Dahinleben und sind weitergezogen …. und sehr froh über diese Entscheidung!
Eure
Schoene Bilder! Wuerden Sie sagen, dass es ein guter WWOOF Farm ist? (es tut mir leid ob mein Deutsch schlecht ist, ich habe es zeit langem nicht gesprochen!)
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